Schweizer KMU trotzen der Wirtschaftsflaute in Europa
24.01.2013, Während die Unternehmen in den meisten europäischen Ländern zunehmend unter den Folgen der Konjunkturflaute leiden, zeigen sich die KMU in der Schweiz weiterhin robust und machen gute Geschäfte: Neun von zehn Unternehmen (91 Prozent) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage eher positiv, mehr als jedes zweite Unternehmen (53 Prozent) ist sogar uneingeschränkt zufrieden. Und trotz der Rezession in der Eurozone blicken die Unternehmen weiterhin überwiegend optimistisch in die Zukunft: Jedes dritte KMU rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage, nur 9 Prozent erwarten eine Verschlechterung – im Durchschnitt rechnen die Unternehmen für die kommenden Monate mit einem Umsatzwachstum von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Trotz der derzeit relativ guten Geschäftslage rät Alessandro Miolo, verantwortlicher Partner Markt Deutschschweiz bei Ernst & Young, den Unternehmen, sich auf schwierigere Zeiten vorzubereiten: «Viele KMU stehen vor einer Durststrecke – vor allem Unternehmen, die stark im Ausland engagiert sind, werden zunehmend Gegenwind verspüren. Und auch mittelfristig werden die traditionellen Absatzmärkte in Westeuropa kaum Wachstumspotenzial bieten.» Dass es zu einem Konjunktureinbruch in der Schweiz kommt, hält Alessandro Miolo aber für unwahrscheinlich: «Die Binnennachfrage ist robust, und wenn es nicht zu erheblichen Verwerfungen in Europa kommt, spricht viel für eine stabile Entwicklung der Schweizer KMU.» Dazu passt, dass die Unternehmen für das Jahr 2013 unter dem Strich eine gleich bleibende Wirtschaftslage in der Schweiz prognostizieren: Konjunkturoptimisten (21 Prozent) und -pessimisten (20 Prozent) halten sich die Waage, die Mehrheit der KMU (59 Prozent) rechnet mit einer unveränderten Wirtschaftslage. Dennoch warnt Alessandro Miolo vor übertriebenem Optimismus: «Die Schweizer Unternehmen werden sich nicht vollständig von der Konjunkturentwicklung in den Nachbarländern abkoppeln können.»
KMU erwarten Verschärfung der Staatsschuldenkrise
Ganze 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der schlimmste Teil der Krise noch bevorsteht. 41 Prozent rechnen sogar mit einem Auseinanderfallen der europäischen Währungsunion. «Viele KMU misstrauen den bisherigen Lösungsstrategien der Politik zur Staatsschuldenkrise. Aus eigener Erfahrung wissen sie um die Notwendigkeit struktureller Anpassungsprozesse in Krisenzeiten und sehen in einer Politik des billigen Geldes vor allem einen Aufschub der Probleme, nicht aber deren Lösung», beobachtet Pierre-Alain Cardinaux, verantwortlicher Partner Markt Suisse Romande bei Ernst & Young.
Angesichts der anhaltend ungünstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen ist die Widerstandsfähigkeit der Schweizer KMU weiter rückläufig: Vor zwei Jahren bezeichneten noch 45 Prozent der Befragten ihr Unternehmen als sehr stabil – aktuell liegt der Anteil nur noch bei 32 Prozent. Und nur 34 Prozent der Unternehmen sehen keinerlei Gefährdung durch eine fortgesetzte konjunkturelle Schwäche der Weltwirtschaft.
Arbeitsmarkt verliert an Schwung
Die Unsicherheit der Unternehmen in der Einschätzung der weiteren Konjunkturentwicklung spiegelt sich auch in ihren Planungen zu Neueinstellungen und Investitionen wider: Der Anteil der KMU, die ihre Belegschaft aufstocken wollen, ist gegenüber Sommer 2012 von 24 auf 16 Prozent gesunken und der Anteil derer, die einen Personalabbau planen, von 6 auf 9 Prozent gestiegen. Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hat an Dynamik eingebüsst: Immerhin 11 Prozent wollen in den nächsten Monaten ihre Investitionen kürzen (August 2012: 6 Prozent), 22 Prozent planen, verstärkt zu investieren (August 2012: 23 Prozent). «Die Unternehmen werden vorsichtiger: Angesichts der ungewissen Aussichten versuchen sie sich für einen möglichen weiteren Abschwung zu wappnen. Statt Investitionen und Neueinstellungen dürften in den kommenden Monaten vor allem Kostensenkungen auf der Agenda stehen», sagt Alessandro Miolo.
KMU: Hohe Energie- und Rohstoffpreise sind Konjunkturrisiko Nr. 1
Hohe Energie- und Rohstoffpreise verstärken vor allem bei den Industrieunternehmen die Notwendigkeit, nach Einsparmöglichkeiten in den internen Abläufen zu suchen. Aus Sicht der Unternehmen stellen die trotz der schwachen weltweiten Konjunkturentwicklung nach wie vor hohen Energie- und Rohstoffpreise sogar das Konjunkturrisiko Nr. 1 dar – noch vor der Schuldenkrise in Europa: Jeweils 64 Prozent der Befragten bezeichnen hohe Kosten für Rohstoffe und Energie als grosse Gefahr für die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz. «Steigende Preise für Rohstoffe und Energie lassen sich in der aktuellen Marktlage kaum noch an die Kunden weitergeben und belasten daher die Gewinnmargen der Unternehmen», so Pierre-Alain Cardinaux.
Weitere Gefahren für die Binnenkonjunktur sehen die KMU im starken Franken (60 Prozent) sowie in der Verunsicherung von Unternehmen und Konsumenten infolge der andauernden europäischen Staatsschuldenkrise sowie der Konjunkturflaute in Europa (58 bzw. 57 Prozent).
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