PricewaterhouseCoopers AG: Spitalimmobilien neue Perspektiven, neue Chancen
03.12.2013, Das Schweizer Gesundheitswesen hat mit der Einführung der Fallpauschalen ab 2012 einen Paradigmenwechsel vollzogen: Die Immobilienkosten sind neu Bestandteil der Behandlungspreise, die die Tarifpartner miteinander vereinbaren. Damit hat die Schweiz den vielseitig gewünschten Vollkostenansatz realisiert.
Politisch gefordert sind mehr Transparenz durch neue Rechnungslegungsstandards, eine Stabilisierung der Kosten über wettbewerbsfähige Fallpauschalen und gute Behandlungsqualität. Der Kostendruck wird sich auch auf die Infrastruktur auswirken. Zudem verlagern sich stationäre Behandlungen deutlich hin zu ambulanten Massnahmen, die andere Anforderungen an die Abläufe und Infrastruktur eines Spitals stellen und heute einem separaten Tarifsystem folgen.
Gleichzeitig stehen grosse Investitionen an, die die Schweizer Spitallandschaft in den nächsten Jahrzehnten prägen dürften – und die Folgekosten für die kommenden Generationen bedeuten. Die Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen von Spitälern haben bei Ersatzinvestitionen die Chance, ihren Immobilienpark grundlegend neu aufzustellen. Da in den Bereichen Planung, Ausführung und Finanzierung zahlreiche Vorhaben zeitgleich umgesetzt werden müssen, stellt sich die Kapazitätsfrage. Eine Einschätzung der Marktsituation ist Teil der Angebotsstrategie des jeweiligen Spitals. Wie sich der Markt tatsächlich entwickelt, wird sich in den nächsten Jahren erweisen.
Spitalimmobilien sind per Definition nicht beweglich. Allerdings ist aufgrund des Systemwechsels im Bereich der Infrastruktur und Finanzierung bei Schweizer Spitälern viel in Bewegung gekommen: Der Schweizer Spitalimmobilienpark wird zur Grossbaustelle, bei der kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Nach dem revidierten KVG ist es Aufgabe der Spitäler, die Finanzierung für diese Investitionen auf die Beine zu stellen – neben der Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 5 Integration der Infrastrukturkosten in die Behandlungspreise ein weiterer Paradigmenwechsel. Die finanzielle Gesundheit der Spitäler wird damit zu einem zentralen Faktor bei Investitionsvorhaben. Zur Vertiefung dieses Themas lohnt sich ein Blick in die PwCStudie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2012» vom August 2013.
Das Investitionsmotto der Immobilienbranche lautet: Lage, Lage, Lage! Weshalb also sollte dieses nicht auch für Spitäler gelten? Bei den öffentlich bekannten Investitionsvorhaben fällt auf, dass die Spitäler ihre Ersatzinvestitionen mehrheitlich auf dem bestehenden Areal planen. Das heisst, die heutigen Standorte werden beibehalten und ausgebaut.
Was bedeutet der seit einigen Jahren laufende Konsolidierungsprozess für die Investitionsvorhaben? Einerseits spielt die Regionalpolitik bei Standortüberlegungen eine zentrale Rolle. Andererseits stellt sich die Frage, wie weit regionale Grundversorger durch Ambulatorien mit Notfallaufnahme und effizienten Rettungs- und Überführungstransporten in der Luft und auf dem Boden ersetzt werden sollen und wie sich die Bedürfnisse der Bevölkerung entwickeln. Da die Ressourcen begrenzt sind, steht auch die Investitionseffizienz zur Debatte: Wie viel soll ein Spital für Infrastruktur (Bau, Medizintechnik und IT) im Verhältnis zum realisierten Umsatz ausgeben?
Die Veränderungen auf dem Gebiet der Spitalimmobilien sind fundamental und finanziell nachhaltig. Deshalb dürfen wir durchaus vom Beginn einer neuen Ära sprechen: Spitälern wird mehr Selbstverantwortung für die Beschaffung, Finanzierung und Refinanzierung übertragen, und Spitalliegenschaften erhalten eine neue Bedeutung als Betriebsimmobilien. Damit bietet sich den Akteuren des Schweizer Gesundheitswesens die Chance, die Versorgung grundlegend zu überdenken und die Spitallandschaft Schweiz neu zu gestalten.
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Christian Elsener Director Real Estate Advisory PwC Schweiz E-Mail: christian.elsener@ch.pwc.com
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