Satellitenbilder von Idlib zeigen Ausmass von Zerstörung und Vertreibung - Save the Children

04.03.2020, Save the Children und Word Vision: Zivilisten haben kaum noch Orte zum Leben.
Die seit 2017 entstandenen Satellitenbilder zeigen: Zivilisten werden in immer kleinere Gebiete gedrängt. Sie leben dort unter unmenschlichen Bedingungen in immer grösser werdenden Flüchtlingslagern, die sich signifikant auf ehemaligem Ackerland ausgebreitet haben. Zwei Flüchtlingslager im Norden von Idlib wuchsen seit 2017 um mehr als das Doppelte (um 100% beziehungsweise 177%) an.
Der Syrien-Krieg geht am 15. März ins zehnte Jahr. In Idlib hat sich die humanitäre Situation seit dem Beginn der gross angelegten Militäroffensive im April 2019 dramatisch verschärft. Allein seit vergangenem Dezember wurden dort fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder.
Die vom
Caitlin Howarth vom Signal Program sagt:
„Einige Gebiete scheinen weitgehend unbewohnbar geworden zu sein. Wichtige Infrastruktur und Wohngebiete wurden durch Luftangriffe und Bodenkämpfe stark beschädigt. Zwar reichen Satellitenbilder allein nicht aus, um die unbewohnbar und menschenleer gewordenen Gebiete akkurat zu berechnen. Aber die Massenflucht und die Zerstörung von ehemaligen Wohngebieten bedeuten, dass sich die humanitäre Krise verschlimmert hat. Noch immer hat Idlib mehr als 3 Millionen Einwohner, aber ein Drittel von ihnen mussten in den vergangenen drei Monaten ihre Häuser verlassen.“
Sonia Khush, Landesdirektorin von Save the Children für Syrien, sagt:
„Die Bombenangriffe haben innerhalb weniger Wochen weite Teile von Idlib fast vollständig leergefegt, mit katastrophalen Folgen für Hunderttausende Kinder und Familien. Eine halbe Million Kinder sind in Lagern und Unterkünften an der Grenze zur Türkei zusammengepfercht und haben keinen Zugang zu den grundlegenden Dingen eines menschenwürdigen Lebens: einen warmen Ort zum Schlafen, sauberes Wasser, nahrhaftes Essen und Bildung. Die Familien haben ihre Belastungsgrenzen überschritten. Unsere Partner vor Ort haben Mühe, dem Bedarf gerecht zu werden. Wenn es keine deutliche Deeskalation gibt, könnte das zehnte Jahr dieses Konflikts eines der blutigsten sein. Die Welt darf nicht weiter zuschauen und warten, während Kinder in so grossem Umfang getötet, verletzt und vertrieben werden.“
Johan Mooij, Leiter des Syrien-Einsatzes von World Vision, sagt:
"Die Kinder, die täglich zu uns kommen, sind hungrig, frierend und zutiefst verzweifelt über das, was sie gesehen und erlebt haben. Viele der Kinder in Idlib kommen aus anderen Teilen Syriens und haben in ihrem kurzen Leben nichts anderes als Vertreibung und Krieg erlebt. Jungen und Mädchen im Alter von fünf oder sechs Jahren können jede Bombe nach ihrem Klang bestimmen, aber manchmal kaum ihren Namen schreiben, weil sie bisher keine Chance auf Bildung hatten. Kein Kind sollte jemals gezwungen werden, das Leid und die Umwälzungen zu erleben, die diese Kinder durchmachen. Wir arbeiten daran, sie zu unterstützen, können aber nicht genug betonen: Nur ein dauerhafter Waffenstillstand kann diesem Elend ein Ende setzen.“
Nordwestsyrien erlebt die schlimmste humanitäre Krise des neunjährigen Syrien-Konflikts. Kinder sind die Hauptleidtragenden. Nach UN-Angaben wurden im ersten Monat des Jahres 2020 im Nordwesten Syriens mindestens 77 Kinder getötet oder verletzt. Am 25. Februar wurden Berichten zufolge zehn Schulen und Kindergärten in Idlib bombardiert, wobei neun Kinder getötet und Dutzende verletzt wurden. Schätzungsweise 280.000 schulpflichtige Kinder in der Region wurden dadurch in ihrer Ausbildung stark eingeschränkt.
Save the Children und World Vision rufen alle Konfliktparteien auf, die internationalen humanitären und Menschenrechtsgesetze zu respektieren. Alle Seiten müssen Schulen, Krankenhäuser und andere zivile Infrastrukturen vor Angriffen schützen und den Einsatz von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten vermeiden. Besondere Anstrengungen sollten dem Schutz von Kindern gelten. Save the Children und World Vision fordern alle Konfliktparteien auf, den Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen ungehinderten und sicheren Zugang zu gewähren.
Für die internationale Gemeinschaft muss die humanitäre Krise in Idlib ein Wendepunkt sein, der den Schwerpunkt erneut auf die endgültige Sicherung eines friedlichen Endes der Krise und die Rehabilitierung der verlorenen Generation von Kindern in Syrien legt. Der UN-Sicherheitsrat und einflussreiche Staaten müssen den politischen Willen beweisen, mehr für den Schutz von Kindern zu tun.
Hinweise für die Redaktionen:
- Zwei Militäroffensiven im nördlichen Hama, im südlichen Idlib und in West-Aleppo haben zwischen April und August 2019 sowie seit Dezember 2019 die massive Vertreibung von Zivilisten ausgelöst.- Das Gebiet in Idlib, in dem die Mehrheit der Bevölkerung lebt, schrumpfte um 45%. Das ergibt die Auswertung von Karten und Open-Source-Material aus dem Zeitraum zwischen März 2019 und Februar 2020. In dieser Zeit eroberte die syrische Regierung Gebiete zurück und die Mehrheit der Bevölkerung floh Richtung Norden.- Die Bevölkerungszahl von Idlib ist dabei ungefähr gleichgeblieben: mehr als 3 Millionen Menschen, darunter 50% Kinder, leben in der Provinz.- Save the Children engagiert sich seit 100 Jahren weltweit dafür, dass Kinder medizinische Versorgung, Nahrung und Unterkünfte bekommen sowie Zugang zu Bildung und Kinderschutz. Wir setzen uns dafür ein, allen Kindern zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten, indem wir dafür sorgen, dass sie gesund und sicher aufwachsen und eine gute Ausbildung erhalten.- World Vision ist eine globale Hilfsorganisation, die Kinder und Familien in den von der Syrien-Krise betroffenen Ländern unterstützt. Im Nordwesten Syriens unterstützen wir zusammen mit unseren Partnern mehr als zehn medizinische Einrichtungen, Schutzmassnahmen, lebenswichtige Wasser- und Sanitärversorgung sowie Nothilfe mit Unterkünften, Winterausrüstungen und grundlegenden Gütern.- Das Signal Program on Human Security and Technology at Harvard Humanitarian Initiative ist Teil der Harvard T.H. Chan School of Public Health. Seit 2012 hat das Signal Program die sichere, ethische und effektive Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in humanitären und menschenrechtlichen Notsituationen vorangetrieben. Die Harvard Humanitarian Initiative widmet ihre Forschung und Ausbildung der Stärkung von Gemeinschaften in Krisen.
Unter folgendem Link können
Sie den Analyse-Bericht und die Satellitenbilder herunterladen:
Videomaterial aus einem
Flüchtlingscamp mit dem 15-jährigen Fadi und den Satellitenbildern finden Sie hier:
Hier finden Sie weitere Bilder
und B-Roll aus einem Flüchtlingscamp in Idlib:
Link zum Signal Program:
Kontakt
Save the Children Schweiz
Fabian Emmenegger, PR & Communication Manager
Tel.: 044 267 74 68
World Vision Schweiz
Alexander Koch
Tel.: 044 510 14 28, Pressesprecher
Harvard Humanitarian Initiative
Caitlin Howarth
Tel.: +1 (617) 384-5640
Mail:
Save the Children Schweiz
Save the Children ist die grösste unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt und setzt sich seit 1919 gezielt für die Rechte der Kinder ein. Save the Children Schweiz ist Mitglied des weltweiten Save the Children Netzwerks. In der Schweiz und auf der ganzen Welt sorgen wir dafür, dass Kinder gesund aufwachsen, zur Schule gehen können und geschützt sind. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um ihr Leben und ihre Zukunft positiv zu beeinflussen – auch im Not- und Katastrophenfall. Save the Children ist politisch, ideologisch, wirtschaftlich und konfessionell unabhängig. Save the Children hat Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). Save the Children ist seit 2006 in der Schweiz aktiv und ist Zewo-zertifiziert.
Kontakt:
Sihlquai 253
8005 Zürich
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