Coronavirus in Afrika - "Die Virustoten werden unsere kleinste Sorge sein"

02.04.2020, Bern – Derzeit gibt es vergleichsweise wenige bestätigte Fälle des Coronavirus in Afrika. Doch täglich kommen Neuinfektionen hinzu: «Eine Pandemie könnte in afrikanischen Ländern zum Tod von Millionen Menschen führen. Und dabei dürften die Virustoten noch unsere kleinste Sorge sein», warnt Senait Bayessa, Regionalleiterin von SOS-Kinderdorf in Süd- und Ostafrika.
Drohende Hungersnot
«Kommt es zu weiteren Lieferengpässen, sind Hungersnöte auf unserem Kontinent die grösste Bedrohung», sagt Bayessa. Denn ohne Importe würde es schnell zu Versorgungsausfällen kommen. Dann hätten arme Familien keine Möglichkeit, sich mit Nahrungsmitteln und Lebenswichtigem zu versorgen. Hinzu kommt, dass inzwischen 87 Prozent aller Schulen und Universitäten weltweit wegen Covid-19 geschlossen sind*. Für die allermeisten Schüler aus armen Familien ist die Schulspeisung die einzige Mahlzeit des Tages. «Kein Unterricht bedeutet hier für viele Eltern, dass ihre Kinder hungern», sagt Patrick Kulati, Leiter von SOS-Kinderdorf Südafrika.
Auch die Gesundheitssysteme vieler afrikanischer Länder reichen
bereits heute nicht aus, um die Menschen zu versorgen. Selbst besser entwickelte afrikanische
Staaten hätten kein ausreichendes Auffangnetz für die humanitären Konsequenzen des
Coronavirus, erläutert Bayessa. So habe beispielsweise Südafrika zwar eines der besten
Gesundheitssysteme Afrikas, aber dennoch lediglich 1.000 Betten auf Intensivstationen für 56
Millionen Einwohner. In Malawi seien es sogar nur 25 Betten für 17 Millionen Menschen – und
einige afrikanische Staaten verfügen über keinerlei Intensivstationen. Mangelernährung
und Krankheit SOS-Ärzte schlagen Alarm: «In armen Staaten wie Somalia sind die
Immunsysteme der Menschen durch Mangelernährung sowie Krankheiten wie HIV, Cholera oder
Malaria ohnehin schon geschwächt. Die Risikogruppe könnte hier demnach viel grösser sein als
in anderen Ländern», erklärt Deqa Dimbil, Ärztin in der Mutter-Kind-Klinik von SOS-Kinderdorf in
Mogadischu, Somalia. «Wir müssen uns wohl darauf vorbereiten, dass Kinder Elternteile
verlieren – und Eltern ihre Kinder», befürchtet sie. Denn unterernährte Kinder seien besonders
anfällig für Viruserkrankungen. Weitere Risikofaktoren in Afrika Die schlechten
sanitären und hygienischen Bedingungen sowie das Fehlen von sauberem Wasser begünstigen
vielerorts die Ausbreitung des Virus. Die meisten afrikanischen Regierungen haben nicht die
nötigen Mittel, um ausreichende Präventionsmassnahmen wie Mundschutz, Handschuhe und
Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen. Corona-Tests werden nicht in grossem Umfang
möglich sein. Zahlreiche Kinder, die bei ihren Grosseltern aufwachsen, weil ihre Eltern an AIDS
starben, könnten auch diese verlieren, da Covid-19 für ältere Menschen lebensbedrohlich ist.
Millionen Menschen sind bereits jetzt – ohne Corona-Pandemie – auf humanitäre Hilfe
angewiesen. Einige der Staaten aber, die sonst Afrika finanziell unterstützen, stoppen Gelder,
weil sie Personen im eigenen Land durch die Corona-Krise helfen müssen. SOS-
Kinderdorf ist seit Jahrzehnten in Afrika aktiv. In 47 Ländern unterstützt die Hilfsorganisation
Kinder und Familien in Not. In den insgesamt 147 afrikanischen SOS-Kinderdörfern wurden
bereits Präventionsmassnahmen umgesetzt: Räume für eine allfällige soziale Isolation wurden
eingerichtet, Kinder und SOS-Mitarbeitende lernten richtiges Händewaschen und alle SOS-
Kinderdorf-Bewohner bleiben vorsorglich zu Hause. In den SOS-Programmen wurden zudem
Desinfektionsmittel, Masken und Handschuhe verteilt. Um diese Massnahmen auszuweiten und
die Programme weiterzuführen, ist das Kinderhilfswerk auf Spenden angewiesen und hat daher
eine Nothilfekampagne lanciert. Weiter Informationen unter: Besten Dank im Voraus für
Ihre Berücksichtigung. Freundliche Grüsse Nathalie Rutz Leitung
Kommunikation Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz Schwarztorstrasse 56 I
Postfach 610 I 3000 Bern 14 T +41 31 979 60 64 I M +41 77 490 88 18
Kontakt:
Looslistrasse 15
3027 Bern
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