Bayer will Tabakpflanzen für die Herstellung von Medikamenten nutzen

17.06.2008, Erster Entwicklungskandidat aus der neuen Anlage in der Krebs-Indikation „Non-Hodgkin- Lymphom“ – Start der klinischen Phase I wird 2009 angestrebt. Bayer hat seit 2006 mehr als zehn Millionen Euro in Halle investiert.
„Dieses Projekt soll unsere Chancen verbessern, mit biotechnologisch hergestellten Medikamenten neue Therapien für lebensbedrohliche Krankheiten zu finden“, erläutert Dr. Wolfgang Plischke, Mitglied des Vorstands der Bayer AG und unter anderem verantwortlich für Innovation. „So ist Krebs nicht gleich Krebs. Es gibt viele Arten der Tumorerkrankung, die mit spezifischen Wirkstoffen individuell behandelt werden müssen. Für jeden Patienten soll mit diesem Verfahren ein individuelles Medikament hergestellt werden.“ Diese zukunftsweisende Technologie sei ein perfektes Beispiel dafür, wie Bayer sein umfassendes Know-how in der Pharmaforschung innovativ mit den Kenntnissen über Pflanzengenetik und -biotechnologie verknüpfe.
Bei Icon Genetics arbeiten im Biozentrum Halle mittlerweile 26 Mitarbeiter an der Forschung und Entwicklung biotechnologisch hergestellter Wirkstoffe in Pflanzen, die beispielsweise als Krebstherapeutikum oder auch als Impfstoffe gegen Grippe eingesetzt werden könnten. Den Forschern stehen dafür rund 1.000 Quadratmeter Labor- und Gewächshausfläche zur Verfügung. Mit der Eröffnung der Pilotanlage sind allein elf neue Arbeitsplätze in Halle für hochqualifizierte Experten vor allen aus der Region entstanden. Im Jahr 2006 hatte Bayer Icon Genetics übernommen und seitdem mehr als zehn Millionen Euro allein in Halle für die Erforschung der sogenannten „Plant made Pharmaceuticals“ aufgewendet.
„Icon Genetics steht für das hohe Innovationspotential der Biotechnologie. Dass ein solches Unternehmen seinen Sitz in Halle hat, erfüllt uns mit Stolz”, lobte Ministerpräsident Böhmer, und weiter: „Es zeigt, dass Sachsen-Anhalt ein guter Forschungsstandort ist und die Leistungen, die hier im Bereich der Biotechnologie erbracht werden, weltweit Beachtung finden."
Biopharmazeutika eröffnen Chancen für die Bekämpfung von Krankheiten
Bereits heute sind 15 Prozent aller Medikamente biotechnologisch hergestellt – und sogar jedes vierte neue Medikament besteht aus einem Wirkstoff, der in Bioreaktoren produziert wurde: zum Beispiel in Bakterien, Bierhefen, Insekten- oder Hamsterzellen. Es wird erwartet, dass deren Marktanteil, vor allem im Bereich der Krebsmedikamente, weiter steigen wird.
Besondere Bedeutung erlangt dabei die Herstellung von „personalisierten Medikamenten“ durch biotechnologische Prozesse. Die Produktion von Proteinen in der Tabakpflanze eröffnet – durch ihre Schnelligkeit und hohe Ausbeute – neue Chancen für Therapien, die bislang aufgrund von Faktoren wie Produktionsschnelligkeit oder auch Wirtschaftlichkeit nicht in Frage kamen.
Damit der Tabak zur Produktionsstätte eines Pharmawirkstoffs werden kann, wird der Bauplan eines Medikaments mit Hilfe von Agrobakterien in das Innere der Pflanze eingeschleust. Sie wird dazu kopfüber in ein Becken mit der pflanzenspezifischen Bakterienlösung eingetaucht. Durch ein Vakuumverfahren wird die Lösung über die Poren aufgenommen und verteilt sich in den Tabakpflanzenzellen. Dort wird dann der so eingeschleuste Bauplan für das Medikament genutzt, um den Wirkstoff zu produzieren.
Der erste Kandidat für die klinische Entwicklung eines in Pflanzen hergestellten Proteins aus der Pilotanlage in Halle wird ein Patienten-spezifischer Antikörper- Impfstoff zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) sein. Dies ist eine bösartige Krebserkrankung der Lymphozyten. Die Behandlung soll das eigene Immunsystem aktivieren, so dass es die bösartigen Zellen gezielt durch die körpereigenen Abwehrkräfte zerstören kann. Der Start der klinischen Phase I wird für das Jahr 2009 angestrebt. Die in der neuen Anlage gewonnenen Wirkstoffproteine sollen die Anforderungen für den Einsatz in klinischen Studien erfüllen.
„Diese Anlage zur Herstellung von Klinikmustern ist ein wichtiger Schritt, um unsere Technologie zum Nutzen der Patienten einzusetzen“, sagt Prof. Dr. Yuri Gleba, Geschäftsführer und Gründer der Icon Genetics: „Die Tabakpflanze kann mit unserer Methode große Mengen an komplexen Wirkstoffen für Medikamente produzieren – und zwar besonders schnell, einfach, sicher und preisgünstig.“
Bei Bayer ist federführend die Bayer Innovation GmbH (BIG) an dem Projekt beteiligt. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Bayer AG evaluiert und entwickelt neue Geschäftsfelder für den Bayer-Konzern, die mit den Bayer-Kernkompetenzen Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien korrespondieren und die derzeitigen Innovations- und Geschäftsschwerpunkte von Bayer ergänzen.
Icon Genetics ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Bayer Innovation GmbH, wurde 1999 gegründet und im Jahr 2006 von Bayer übernommen. Die Gesellschaft beschäftigt sich mit der Entwicklung von Prozessen für die biotechnologische Herstellung von Medikamenten und anderen hochwertigen Produkten in Pflanzen.
Bayer: Science For A Better Life
Bayer ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien. Mit seinen Produkten und Dienstleistungen will das Unternehmen den Menschen nützen und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen. Gleichzeitig schafft Bayer Werte durch Innovation, Wachstum und eine hohe Ertragskraft. Der Konzern bekennt sich zu den Prinzipien des Sustainable Developments und zur Rolle eines sozial und ethisch verantwortlich handelnden „Corporate Citizen“. Ökonomie, Ökologie und soziales Engagement sind gleichrangige Ziele innerhalb der Unternehmenspolitik. Im Geschäftsjahr 2007 erzielte Bayer mit 106.200 Beschäftigten einen Umsatz von 32,4 Milliarden Euro. Die Investitionen beliefen sich auf 1,9 Milliarden Euro und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 2,6 Milliarden Euro.
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