KfW/ZEW-Gründungspanel: Neues Instrument zur Untersuchung von Unternehmensgründungen
28.10.2008, Neue Datenbasis zur Analyse wirtschaftsaktiver Unternehmensgründungen über die Zeit. 600.000 Vollzeitarbeitsplätze in wirtschaftsaktiven Gründungen im Durchschnitt der Jahre 2005-2007. Gründungen setzen auf qualitätsorientierte Nischenstrategie zum Markteintritt.
Mit dem KfW/ZEW-Gründungspanel existiert erstmals ein Instrument, das diesen Anforderungen entspricht. Es verfolgt die Entwicklung neu gegründeter Unternehmen über mehrere Jahre und stellt ein breites Spektrum unternehmens- und personenspezifischer Informationen bereit. Grundlage der jährlich rund 6.000 Unternehmen umfassenden Stichprobe sind so genannte wirtschaftsaktive Gründungen.* Die spezifische Schichtung der Stichprobe ermöglicht erstmals branchenspezifische Analysen auch für die kleine, aber volkswirtschaftlich außerordentlich bedeutsame Gruppe der technologieintensiven Gründungen. Das KfW/ZEW-Gründungspanel, das künftig jährlich erhoben, ausgewertet und veröffentlicht wird, soll die Informationsgrundlage für die Gründungsförderpolitik verbessern und die Gründungsforschung in Deutschland befruchten.
Bei der Vorstellung des Gründungspanels präsentierten der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Dr. Norbert Irsch, der Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Creditreform AG, Prof. Dr. Helmut Rödl, sowie der Präsident des ZEW Mannheim und Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Herr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz, die Ergebnisse der ersten Erhebung. Diese fand in der Zeit von Mai bis August 2008 bei Unternehmensgründungen aus den Jahren 2005-2007 statt.
Danach hatten junge Unternehmen zum Gründungszeitpunkt im Durchschnitt 2,4 Vollzeitarbeitsplätze. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl aller rund 240.000 wirtschaftsaktiven Unternehmen entspricht dies knapp 600.000 Vollzeitarbeitsplätzen je Gründungsjahrgang (Durchschnitt der Jahre 2005-2007). Dabei starten Gründungen, die mit innovativen und technisch neuartigen Produkten und Dienstleistungen an den Markt gehen, mit mehr Beschäftigten und wachsen schneller als andere Gründungen. Auch das Humankapital der Gründer in Form von Ausbildung und unternehmerischer Erfahrung hat einen positiven Einfluss auf die Gründungsgröße und das Beschäftigungswachstum.
Um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine Lücke im Markt zu finden, versuchen fast 70 % der Gründungen, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten und sich stark an die Kundenwünsche anzupassen. Häufig kombinieren die jungen Unternehmen auch diese beiden Strategien zu einer qualitätsorientierten Nischenstrategie. Nur 34 % sehen ihren Wettbewerbsvorteil in niedrigeren Preisen ihrer Produkte und Dienstleistungen. Insbesondere Gründungen, die kontinuierlich FuE betreiben, verfolgen häufiger eine Produktdifferenzierungs- oder Nischenstrategie als eine reine Preisstrategie. „Einen Kostenwettbewerb mit bestehenden Unternehmen können Neugründungen kaum gewinnen – zu schwer wiegen die Erfahrungsvorteile der alteingesessenen Konkurrenz. Für junge Unternehmen ist es aussichtsreicher, sich mit auf den jeweiligen Kunden zugeschnittenen Produkten und Dienstleistungen am Markt zu etablieren und ausgehend von solchen Nischen sich Schritt für Schritt einen erweiterten Kundenstamm aufzubauen, “ erläuterte Prof. Franz.
Nahezu alle (95 %) im Jahr 2007 gegründeten Unternehmen benötigen finanzielle Ressourcen für die Aufnahme des Geschäftsbetriebs, wobei das Gros (56 %) zusätzlich auch vorhandene Sachmittel, wie das eigene Auto, nutzt. In vielen Fällen werden jedoch nur sehr niedrige Sach- und Finanzmittel benötigt. Gut zwei Drittel (62 %) aller Gründungen nutzen eigene Mittel (Ersparnisse, Rücklagen) der Gründer. Besonders High-Tech-Gründungen des Verarbeitenden Gewerbes greifen in hohem Maße darauf zurück (71 %). „Insgesamt sind Eigenfinanzierungsbereitschaft und finanzielles Engagement der Gründer überraschend hoch und positiv zu bewerten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunkturprognosen gewinnt die Fähigkeit der Unternehmensgründer, die Umsetzung ihrer Geschäftsidee auch mit eigenen Mittel zu finanzieren, an Bedeutung, “ betonte Prof. Rödl. Nur rund 35 % aller wirtschaftsaktiven Gründungen setzen auch externe Finanzierungsmittel ein, wobei der durchschnittliche Mitteleinsatz dann bei rund 32.000 EUR liegt. Innerhalb des gesamten externen Finanzierungsvolumens machen längerfristige Darlehen von Banken und Sparkassen mit einem Volumenanteil von 45 % den Löwenanteil aus.
Inanspruchnahme und Volumen der verschiedenen Finanzierungsquellen differieren erheblich zwischen den Wirtschaftszweigen. So nutzen beispielsweise High-Tech-Gründungen, die auf externe Mittel zurückgreifen, überdurchschnittlich häufig Beteiligungskapital (3 % aller High-Tech-Gründungen vs. 1,5 % aller nicht technologieintensiven Gründungen). „Damit setzt,“ so Dr. Norbert Irsch, „zwar selbst unter High-Tech-Gründungen nur eine kleine Minderheit Beteiligungsfinanzierungen ein. Mit einem Volumenanteil von 19 % des gesamten externen Finanzierungsbedarfs von High-Tech-Gründungen leistet Beteiligungskapital aber gerade bei den wichtigen, größeren FuE-intensiven Gründungen einen signifikanten Finanzierungsbeitrag.“
„Bereits im ersten Jahrgang zeigen der Detaillierungsgrad und das breite Branchenspektrum des KfW/ZEW-Gründungspanels vielfältige interessante Erkenntnisse“, führte Irsch weiter aus. „Die jährliche Aktualisierung des Datensatzes ermöglicht es uns künftig, unsere Förderpolitik noch stärker auf die Entwicklungen im Gründungsgeschehen auszurichten.“
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