Schweizer Branchen: Unterschiedliche Perspektiven im Konjunkturabschwung

19.01.2009, Zurich. Die Unternehmen der Schweizer Wirtschaft stehen im Jahr 2009 vor grossen Unsicherheiten. Während die Ökonomen der Credit Suisse im Vorjahr lediglich für zwei Branchen substantielle Umsatzrückgänge prognostiziert hatten, erwarten sie 2009 für zehn vorwiegend industrielle Branchen deutliche Rückschläge. Mit Ausnahme des Gesundheitswesens, das sich weitgehend unabhängig vom aktuellen Konjunkturzyklus entwickelt, kann 2009 keine Branche eine deutliche Umsatzsteigerung erwarten, wie das aktuelle Branchenhandbuch der Credit Suisse zeigt. Dieses gibt einen Überblick über die wichtigsten Schweizer Wirtschaftsbranchen für das Jahr 2009. Zusätzlich werden die mittelfristigen Chancen und Risiken der einzelnen Branchen aufgrund deren struktureller Stärken und Schwächen beleuchtet. Dazu verwenden die Experten der Credit Suisse ein eigenes Bewertungsmodell, das die konjunkturellen Einflüsse weitgehend ausblendet.
Robuste Nahrungsmittelindustrie, geprüfte Maschinenbauer Die Perspektiven variieren je nach Branche deutlich. Wie in jeder Phase des Konjunkturzyklus, sind auch in der gegenwärtigen Baisse relative Gewinner und Verlierer auszumachen. Die exportorientierten Branchen werden gemäss den Ökonomen der Credit Suisse vom derzeitigen Wachstumsrückgang besonders stark betroffen sein. Dies einerseits, weil sich wichtige Exportmärkte bereits in einer Rezession befinden und andererseits, weil der Schweizer Franken in unsicheren Zeiten zur Stärke neigt. Die Schweizer Maschinen- und Metallindustrie wird in mehreren Sparten, besonders bei Textilmaschinen und Autoteilen, durch den weltweiten Investitionsrückgang beeinträchtigt. Vergleichsweise gute Chancen orten die Experten der Credit Suisse dank anhaltend solidem Konsum im Inland und starker Positionierung im Ausland in der Nahrungsmittelindustrie. Sie hat den 2008 beobachteten Agrarpreisboom erfolgreich pariert und sich zu einer neuen Exportmacht entwickelt. Ebenfalls gut halten dürfte sich die Chemische Industrie, weil sie weniger vom zyklischen Verlauf der Gesamtwirtschaft abhängt.
Im Dienstleistungssektor befindet sich die Finanzbranche in einem Restrukturierungsprozess, der sich auch auf ihre Servicezulieferer wie Unternehmensdienstleister und Informatiker auswirken dürfte. Diese Branchen waren während der Hochkonjunktur überdurchschnitllich gewachsen. Aufgrund des nach wie vor wachsenden Privatkonsums dürften hingegen die konsumnahen Branchen wie der Detailhandel und das Gastgewerbe zu den relativen Gewinnern zählen.
Ende des Beschäftigungswachstums Die Ökonomen der Credit Suisse prognostizieren nach drei Jahren kräftigen Wachstums einen Rückgang der Beschäftigung um 0.4% oder 13'750 vollzeitäquivalente Stellen. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosigkeit von 2.6% im Vorjahr auf etwa 3.4% ansteigen. Die Branchen Nachrichtenübermittlung sowie Druck und Verlag sind prozentual am stärksten betroffen. Die Finanzdienstleister dürften 3'000 Stellen abbauen. In der Uhren- und Präzisionsinstrumenteindustrie sowie im Gesundheitswesen werden hingegen je über 2'000 Arbeitsplätze geschaffen.
"Made in Switzerland" kann Rezession verkraften Mit dem jähen Ende der Hochkonjunktur rückt die Ertragskraft der einzelnen Branchen wieder in den Vordergrund. In einer mittelfristigen Betrachtung interessiert die Fähigkeit zu ständiger Innovation und Adaption bei ändernden Konjunkturbedingungen. Die Ökonomen der Credit Suisse haben ein Modell der Chancen-Risikenbewertung entwickelt, welches strukturelle Angebotsfaktoren und langfristige Nachfragetrends berücksichtigt und konjunkturelle Einflüsse weitgehend zu neutralisieren vermag. Die Spitzengruppe nach diesen Kriterien bilden die Chemische Industrie, die Uhrenindustrie sowie die Hersteller von Präzisionsinstrumenten, insbesondere die Medizintechnik. Diese Branchen sind Technologieführer und tragen massgeblich zum Exporterfolg von in der Schweiz hergestellten Produkten bei.
Hinter diesen Spitzenreitern folgen das Gesundheitswesen und die Unternehmensberater. Ersteres weist eine durch die Alterung der Gesellschaft stetig wachsende Nachfrage auf. Letztere profitieren von der fortschreitenden Arbeitsteilung in Industrie- und Dienstleistungsbranchen. Auch für die Banken sind die mittelfristigen Wachstumsaussichten insbesondere in der Vermögensverwaltung vielversprechend.
Am anderen Ende der Skala befinden sich Branchen mit strukturellen Problemen auf der Angebotsseite und Branchen, deren Existenzgrundlage aufgrund von Megatrends - wie dem technologischen Fortschritt oder der Globalisierung - in Frage gestellt ist. Namentlich die Landwirtschaft, das Gastgewerbe, die Textil- und Bekleidungsbranche, Druck und Verlag sowie die Papierindustrie sind von solchen Umwälzungen betroffen.
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