SBV-Quartalsstatistik IV/2009: Umsatzstarkes Baujahr 2009

10.03.2010, Die nominellen Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe stiegen 2009 im Vergleich zum Vorjahr leicht an, und zwar um 1,3%. Sie beliefen sich auf über 18 Mrd. Franken. Für diese Zunahme war der Tiefbau (+6,9%) verantwortlich. Er konnte die nachlassende Dynamik im Hochbau (-3,7%) mehr als kompensieren. Der weiterhin hohe Arbeitsvorrat (+0,6% gegenüber dem Vorjahr) lässt keine unmittelbare Abkühlung erwarten. Insbesondere haben die Bewilligungen für Wohnbauten gegen Ende 2009 wieder stark zugenommen. Es gibt jedoch Anzeichen einer Bremsung der Bauaktivitäten gegen Ende 2010. Dies sind die Ergebnisse der vierteljährlichen Konjunkturumfrage des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) bei seinen Mitgliedfirmen.
Tiefbau als Konjunkturstütze
Für das positive Gesamtjahresergebnis ist vornehmlich der dynamische Tiefbau verantwortlich. Er notiert im Vergleich zum Vorjahr ein markantes Plus von 6,9% und vermag die Rückgänge im Wohnungs- (-3,8%) und Wirtschaftsbau (-4,7%) mehr als wettzumachen. Das Auslaufen grosser Tiefbauprojekte (NEAT) sowie das geplante Konsolidierungsprogramm des Bundes lassen jedoch befürchten, dass der Tiefbau als bisherige Konjunkturstütze der Bauwirtschaft an Fahrt verlieren dürfte.
Überraschend robuster Wohnungsbau
Der Wohnungsbau entwickelte sich auch im vierten Quartal 2009 überraschend positiv. Wie die meisten Prognostikern war auch der SBV von einer Abkühlung bereits ab Mitte 2009 ausgegangen. Erfreulicherweise konnten die Umsätze im Wohnungsbau gegenüber dem Vorjahresquartal jedoch nochmals um 4,2% zulegen. Die Zahl der baubewilligten Wohnungen stieg gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) im vierten Quartal sogar um starke 19%. Diese unerwartet positive Entwicklung stimmt zuversichtlich, dass auch 2010 kein eigentlicher Einbruch zu verzeichnen sein wird. Die sehr tiefen Hypothekarzinsen und die anhaltend positive Bevölkerungsentwicklung lassen auf eine weiterhin stabile Nachfrage nach Wohnimmobilien schliessen. Und dies, obwohl die Wohnbautätigkeit der letzten Jahre bereits aussergewöhnlich hoch war. 2003 wurden laut BfS nur rund 32'100 Wohnungen fertig gestellt – 2008 waren es rund 44'200, was einem Anstieg um satte 37,7% entspricht.
Der Boom im Wohnungsneubau hat die Kapazitäten der Bauunternehmen in den letzten Jahren praktisch ausgelastet. Der SBV erwartet, dass die Renovation von Wohnungen an Bedeutung zunehmen wird. Diese Tendenz dürfte durch die von Bund und Kantonen geschaffenen Anreize für energetische Sanierungen noch gefördert werden.
Regional sind wie immer grosse Differenzen feststellbar. Es zeigt sich, dass der Baumarkt Schweiz stark von lokalen Gegebenheiten geprägt ist. So ging der Wohnungsbau in den Kantonen Genf (-38,5%), Bern (-8,8 %) und Graubünden (-14,7%) zurück, während er in einigen Kantonen, wie Freiburg (+35,3%), Thurgau (+23,9%) und Luzern (+34,0%) stark zulegte.
Wirtschaftsbau noch deutlich im Minus
Der gewerblich-industrielle Bau hat sich über das gesamte Jahr 2009 erheblich verlangsamt (-4,7%). Der Wirtschaftsbau ist erfahrungsgemäss diejenige Bausparte, die am schnellsten und schärfsten auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen reagiert. Bei einer konjunkturellen Aufhellung wird der Wirtschaftsbau umgekehrt auch als erster wieder zulegen. Ein leichter Anstieg der Bauvorhaben gegenüber dem Vergleichquartal 2008 (+1,0%) deutet auf eine Stabilisierung und damit auf eine Trendwende hin.
Beschäftigung bleibt stabil
Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten im Bauhauptgewerbe nahm im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht zu (2008: 78'700; 2009: 78'800). Die unsicheren Aussichten machen eine Prognose für die nächste Zeit schwierig. Der hartnäckig kalte Winter trägt sein Übriges dazu bei. Es lässt sich jedoch feststellen, dass der Bedarf nach qualifiziertem Baustellenpersonal und Ingenieuren weiterhin hoch ist.
Gutes Baujahr 2009 - Abkühlung gegen Ende 2010
Ein Blick auf die gemeldeten Bauvorhaben (+8,3%) für das 1. Quartal 2010 und die Auftragsbücher (+0,6%) zeigt, dass sich die Baukonjunktur in der ersten Jahreshälfte 2010 insgesamt nicht eintrüben wird. Der hartnäckige Winter mit vielen Frosttagen hat dazu geführt, dass viele Bauunternehmungen ihre Arbeiten im ersten Quartal teilweise länger als üblich einstellen mussten. Diese wetterbedingten Ausfälle sind in den Folgequartalen nachzuholen.
Obwohl die Talsohle der allgemeinen Rezession erreicht scheint, dürfte die Bauwirtschaft mit einer Verzögerung auf die gesamtwirtschaftliche Belebung reagieren. Der Wohnungsneubau wird auf einem ansprechenden Niveau verharren, die Aussichten im Tiefbau sind ungewiss. Es ist somit davon auszugehen, dass nach sechs Jahren stetigen nominellen Wachstums sich auch Bauhauptgewerbe insgesamt auf eine nachlassende Dynamik einstellen muss.
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