PWC: Schweizer Steuerstandort gefährdet

18.11.2010, Mit einemwettbewerbsfähigen und effizienten Steuersystemist die Schweiz international gesehen ein sehr attraktiver Standort.Weltweit betrachtet liegt die Gesamtsteuerrate für Unternehmen durchschnittlich bei 47,8 Prozent. Mit einer Rate von 30,1 Prozent liegt die Schweiz damit deutlich unter dem Durchschnitt, aber dennoch nur auf Rang 41. Eine Annahme der SPSteuerinitiative würde den Unternehmensstandort indirekt zusätzlich schwächen. Verschiedene Länder haben ihr Steuersystemin den letzten sechs Jahren verbessert. Die Schweiz ist deshalb iminternationalen Ranking von insgesamt 17 Staaten überholt worden. Diese Erkenntnisse gehen aus der Studie „Paying Taxes 2011: The Global Picture“ hervor. Die Studie wird von PwC, der Weltbank und der International Finance Corporation IFC gemeinsam herausgegeben.
Weltweit entlasten Steuerreformen Unternehmen
Nahezu 60 Prozent der weltweiten Volkswirtschaften– allein 40 im vergangenen Jahr – haben in ihren Steuersystemen in den letzten sechs Jahren signifikante Reformen durchgeführt mit dem Ziel, Unternehmen zu entlasten, Investitionen in dieWirtschaft zu stärken und dasWachstum zu stimulieren. Seit dem Jahr 2006 haben die untersuchten Volkswirtschaften die Steuerlast für lokale Unternehmen im Schnitt um 5 Prozent gesenkt, dies vorwiegend durch eine Reduktion der Gewinnsteuer. Der Zeitaufwand für die Erfüllung der Steuerpflichten sank im gleichen Zeitabschnitt ebenfalls um gut eineWoche (47 Stunden), die Anzahl der Steuerzahlungen um vier.
Schweiz: Gesamtsteuerbelastung verschlechtert
Die Schweiz liegt mit einer Gesamtsteuerbelastung von 30,1 Prozent auf Platz 41 (2007: Rang 24) und damit deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt. Sie konnte auch innerhalb von Europa nach Luxemburg (21,1 Prozent), Zypern (23,2), Irland (26,5 Prozent) und Dänemark (29,2 Prozent) den fünften Platz halten. Die Gesamtsteuerbelastung hat aber in der Schweiz seit dem Jahr 2006 nicht abgenommen, sondern um 0,2 Prozent zugelegt.
Mit 19 verschiedenen Zahlungen liegt die Schweiz international auf Platz 65 und damit deutlich hinter dem Durchschnitt der OECD-Länder (13,2 Zahlungen) und der EU (17,5). In Schweden (Platz 1) bezahlen Unternehmen jährlich nur zweimal Steuern, in Hongkong und Katar (beide Platz 2) jeweils drei Mal. Die Schweiz liegt hinter zahlreichen europäischen Staaten wie etwa Frankreich (7 Zahlungen), Grossbritannien (8), Italien (15), Deutschland (16), aber auch den USA (11). „Eine grosse Herausforderung liegt in einer weiteren Vereinfachung des Steuersystems. Die Unternehmenssteuerreform III, die gemäss Absicht des Bundesrates eine solche teilweise vorsieht, beispielsweise mit der Abschaffung der Emissionsabgabe, sollte zudem eine Stärkung der wettbewerblichen Rahmenbedingungen bringen, von der alle Unternehmen profitieren, auch KMU“, sagt Armin Marti, Partner Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz. „Nur die Ausarbeitung der Detailvorlage und die danach folgende politische Diskussion dürfte noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, bevor die Reform effektiv wirksam wird.“
SP-Steuerinitiative gefährdet Standort Schweiz
Neben der unternehmerischen Gesamtsteuerbelastung ist für die Standortwahl immer auch das steuerliche Umfeld für natürliche Personen entscheidend. Eine Annahme der SPSteuerinitiative und die damit verbundene Einschränkung des Steuerwettbewerbs und die grossflächigen Steuererhöhungen als Folge der Tarifanpassungen würden laut Andreas Staubli „insbesondere auch die Umsiedlung von ausländischen Unternehmen in die Schweiz unattraktiver machen und somit den Unternehmensstandort Schweiz nachhaltig schwächen“.
Einfachheit des Steuersystems verbessert
Im Ranking des „Ease of paying taxes“ liegt die Schweiz weltweit gesehen auf Platz 16 (2009: 18). Innerhalb Europas liegt sie gleichauf mit Grossbritannien auf Platz vier, besser rangiert sind Irland (7), Dänemark (13) und Luxemburg (15). Zu den weltweiten Top- 3-Staaten in dieser Rangliste gehören die Malediven auf Platz 1, gefolgt von Katar und Hongkong. Am aufwendigsten ist es für Unternehmen inWeissrussland, der Zentralafrikanischen Republik und der Ukraine, Steuern zu zahlen.
Ein Unternehmen wendet in der Schweiz durchschnittlich 63 Stunden (2009: 63 Stunden) auf, um seine Steuerpflichten zu erfüllen. Die Schweiz belegt weltweit den achten Platz. In Europa ist der Aufwand wie in den letzten beiden Jahren nur in Luxemburg (59 Stunden) geringer. Zum Vergleich: Im weltweiten Schnitt benötigen Unternehmen einen Zeitaufwand von 282 Stunden für die Kalkulation und Bezahlung der Steuern. In den EU-Ländern sind es durchschnittlich 222 Stunden, in Zentralasien und Osteuropa 332 Stunden und in Lateinamerika gar 385 Stunden. „Mit insgesamt 14 Steuerarten für Unternehmen, die 19 verschiedene Steuerzahlungen auslösen, hat die Schweiz im Gebiet der Steuervereinfachungen durchaus noch einiges an Potenzial“, sagt Armin Marti.
Topreformer 2010
Als Topreformer hat Tunesien 2010 die tief greifendsten Reformen durchgeführt, während die grössten Veränderungen in Zentralasien und Osteuropa stattgefunden haben. Hier sank die Gesamtsteuerbelastung um 3,1 Prozent, der Zeitaufwand, um die steuerlichen Auflagen zu erfüllen, konnte um 16 Stunden pro Unternehmen reduziert werden, und die Zahl der Zahlungen hat sich um fünf verringert.
*Die Gesamtsteuerrate vergleicht die Summe aller von einem Unternehmen zu tragenden und zu Lasten der Erfolgsrechnung zu verbuchenden Steuern und Zwangsabgaben (Gewinn-, Kapital- und Grundsteuern, Stempelabgaben und Verbrauchssteuern sowie Arbeitgeberbeiträge an die Sozialwerke)mit dem Gewinn vor Abzug all dieser Steuern.
Medienkontakt:
Andreas Staubli Leiter Steuer- und Rechtsberatung PwC Schweiz E.: andreas.staubli@ch.pwc.com
Armin Marti Partner Steuer- und Rechtsberatung PwC Schweiz E.: armin.marti@ch.pwc.com
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